Warum ist die Ernährung bei Darmkrebs eine Herausforderung?

Gerade bei einer Darmkrebserkrankung kann die Ernährung zu einem Problem werden. Vielleicht haben Sie sich in unserem Artikel „Darmkrebs im Überblick“ vielleicht schon über die Funktionen des Darms informiert. Darmkrebs selbst, aber auch Therapien, wie eine Entfernung bestimmter befallener Darmabschnitten, können den Darm in seiner Funktion und so auch in der Resorption von Nährstoffen massiv beeinträchtigen.

Ursachen für einen Gewichts- und Appetitverlust bei Darmkrebs

Bei einer Darmkrebstherapie kann es aufgrund der Lage und Genese des Tumors notwendig sein, durch eine Operation Teile des Darms zu entfernen. Werden Darmabschnitte entfernt, die eine große Rolle bei der Aufnahme von Nahrungsbestandteilen spielen, kann sich dies negativ auf den Energie- und Nährstoffhaushalt auswirken.

Manche Patienten fürchten sich auch aufgrund der fehlenden Darmabschnitte vor Nebenwirkungen wie Durchfall oder Schmerzen und vernachlässigen deswegen ihre Ernährung. Zusätzlich liegt ein großer Auslöser in Therapien, die unter Umständen Nebenwirkungen, wie Durchfall oder Appetitlosigkeit, mit sich bringen.

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Unterschied gesunder und kranker Darm

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung der Lebensmittel zuständig. Er beeinflusst die Stimmung, das Gewicht und die gesamte Gesundheit. Der Darm schützt zum Beispiel vor Schädlingen wie Bakterien, Viren und Pilzen und wehrt diese ab, sodass sie nicht in den Blutkreislauf gelangen und Infektionen auslösen. Die Abwehrzellen im Darm schützen somit den ganzen Organismus und beeinflussen maßgeblich das Immunsystem.

Bei einer Darmkrebserkrankung ist in den häufigsten Fällen der Dickdarm betroffen. Dessen Hauptfunktion ist die Aufnahme von Wasser und Elektrolyten. Zusätzlich „verwaltet“ der Dickdarm gute Darmbakterien, die für die Umsetzung des Nahrungsbreis benötigt werden. Dagegen findet die Nährstoffaufnahme überwiegend im Dünndarm statt. Je nachdem, welcher Darmabschnitt vom Tumor betroffen ist, können die verschiedenen Funktionen gestört sein.

Verdauungsbeschwerden durch Chemotherapie

Eine klassische Chemotherapie mit Wirkstoffen, wie beispielsweise Oxaliplatin oder 5-Fluorouracil beeinträchtigt die Schleimhäute und so auch die Schleimhäute des Dünndarms. Die Folge sind Nebenwirkungen, wie Blähungen, Krämpfe und Durchfall. Bei manchen Patienten kann auch eine vorübergehende Lebensmittelunverträglichkeit die Folge sein (z.B. Lactoseintoleranz).

Nach der Chemotherapie beruhigen und regenerieren sich die Schleimhäute in der Regel und nehmen ihre normale Funktion wieder auf.

Wie ernähre ich mich richtig bei Darmkrebs?

Eine „richtige“ Ernährung oder Diät gibt es nicht und kann aufgrund der unterschiedlichen Therapieverläufe und individuellen Vorlieben bei jedem Menschen unterschiedlich aussehen.

Während der Chemotherapie kann – auch bei Darmkrebs – gegessen werden, was schmeckt. Eine ausgewogene Ernährung ist dennoch anzustreben, damit nicht nur der Kalorienbedarf, sondern auch Vitamine, Mineralien und Spurenelemente aufgenommen werden. Eine Übersicht inklusive Empfehlung zu einer ausgewogenen Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) haben wir in unserem Artikel „Gute Ernährung während der Krebstherapie“ für Sie aufgeführt.

Da aber oftmals Übelkeit, Geschmacksstörungen und Appetitlosigkeit bei Krebspatienten an der Tagesordnung stehen, ist es für viele Patienten schwierig, sich gesund und ausgewogen zu ernähren. Süßspeisen können zum Beispiel als extrem süß empfunden werden, einige andere Speisen schmecken hingegen bitter oder nehmen einen pappigen Geschmack an.

Tipps, die Ihnen das Essen bei Geschmacksveränderungen und Appetitlosigkeit erleichtern:

  • Lebensmittel, die Sie individuell nicht gut vertragen, sollten Sie meiden. Das gleiche gilt für Speisen, die sehr stark riechen oder blähend wirken.
  • Bevorzugen Sie Nahrungsmittel mit wenig Eigengeschmack.
  • Tauschen Sie rotes Fleisch (Rind, Schwein), das oft als bitter empfunden wird, gegen weißes Fleisch (Geflügel, Fisch) aus.
  • Essen Sie beispielsweise kleine Fleischbällchen in Suppen oder Eintöpfen statt großer Steaks.
  • Wenn Sie eine Abneigung gegen Fleisch und Wurst haben, können Sie die benötigte Menge an Eiweißen auch über Milchprodukte (Joghurt, Kefir, Buttermilch), Eier und Tofu aufnehmen.
  • Marinieren Sie Fleisch (mit Wein, (Soja-) Soße oder Fruchtsaft), um den eventuell auftretenden Bittergeschmack zu reduzieren oder essen Sie Fleisch zusammen mit Süßem (wie Apfelkompott).
  • Nehmen Sie kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich. Das gewährt über den Tag stetig eine Energiezufuhr.
  • Wenn keine ausreichende Ernährung gewährleistet werden kann, gestalten Sie Ihre Speisen möglichst energiereich. Anreicherungen durch Maltodextrin oder hochkalorische Trinknahrung geben der Mahlzeit zusätzlich Kalorien und Nährstoffe. Trinknahrung können Sie entweder pur trinken oder für mehr Abwechslung direkt in Speisen einarbeiten.

Mehr Informationen zu hochkalorischer Trinknahrung finden Sie in unserem Artikel „Hochkalorische Trinknahrung und Krebsdiäten“. Hochkalorische Trinknahrung gibt es in verschiedenen Formen, Geschmacksrichtungen und für unterschiedliche Bedürfnisse. Gerne beraten wir Sie dazu individuell! Nehmen Sie einfach Kontakt auf oder vereinbaren Sie Ihren Termin zur individuellen Videoberatung.

Hilfestellungen für eine gute Ernährung bei Darmkerbs

Was hilft bei Darmträgheit?

Ein träger Darm kann eine Belastung sein und Betroffene ungewollt nervös machen. Ist der Darm von Natur aus eher träge, kann man mit Lebensmitteln wie frischem Obst oder auch Trockenobst (Pflaumen, Aprikosen, etc.) nachhelfen. Produkte wie Leinsamenschrot, Kleie oder Flohsamenschalen können den Darm zusätzlich unterstützen.

Doch Vorsicht: Trinken Sie immer ausreichend, wenn Sie vermehrt Ballaststoffe zu sich nehmen. Bei einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme kann sich ein gegenteiliger Effekt einstellen: Verstopfung tritt auf.

Bitte beachten

Stopfende Lebensmittel, wie Bananen, sollten bei Darmträgheit nur in geringen Mengen gegessen werden. Bei den Bananen führt beispielsweise der hohe Kaliumgehalt dazu, dass diese eher stopfend wirken.

Auch Bewegung bringt den Darm in Schwung und kann die Verdauung anregen. Dabei hilft oft schon ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft, um den Darm zu aktivieren. Auch Bananen sollten mit

Wird die Darmträgheit durch Medikamente verursacht (zum Beispiel durch starke Schmerzmittel), können Sie vorbeugend bei akuter Verstopfung medikamentös entgegenwirken. Lassen Sie sich in diesem Fall von Ihrem Arzt unterstützende Mittel verordnen, zum Beispiel Magrogol, um den Darm zu unterstützen.

Wichtig für Krebspatienten!

Macrogol unterliegt nicht der Verschreibungspflicht, das heißt, Sie erhalten dieses Medikament auch ohne Rezept. Sind Sie allerdings auf starke Schmerzmittel (Opioide) angewiesen, bekommen Sie Macrogol meist mitverordnet. Die Kosten dafür werden dann von Ihrer Krankenkasse getragen.

Wie ernähre ich mich nach einer Darmkrebs-Operation?

Anfängliche Veränderungen des Verdauungsprozesses sowie Funktionsstörungen und Veränderungen am Stuhl sind nach einer Operation des Darms normal. Zu Beginn kann die Konsistenz des Stuhls breiig oder dünner als gewöhnlich ausfallen. Auch die üblichen Stuhlgewohnheiten (zum Beispiel Häufigkeiten) können durcheinanderkommen. In der Regel normalisiert sich dieser Zustand. Als Faustregel gilt: Je näher der Tumor am Darmausgang war, desto größer sind die Auswirkungen auf die Verdauungsfunktion.

Ist der Enddarm betroffen, fehlt meistens die typische Reservoirfunktion. Das hat zur Folge, dass Sie häufig schneller und dringlicher auf die Toilette müssen und die Stuhlfrequenz erhöht ist. Hier empfehlen wir den Verzicht auf verdauungsfördernde und blähende Lebensmittel, sowie den überwiegenden Teil an Rohkost. Die Regulation durch Flohsamen, Leinsamen oder Pektine kann das Eindicken der Nahrung unterstützen und so die Stuhlausscheidung regulieren. Da bei einer Dickdarmresektion (Entfernung des Dickdarms) häufig eine anfängliche Durchfallneigung besteht, kann auch hier auf die Darmregulation zurückgegriffen werden. Teilen Sie Ihre Tagesmahlzeiten in kleinere Mahlzeiten auf, um Ihren Darm zu entlasten.

Wie stelle ich bei/nach Darmkrebs eine ausreichende Nährstoffzufuhr sicher?

Damit der Körper lebensfähig bleibt, muss er mit Nährstoffen versorgt werden. Bei den benötigten Nährstoffen unterscheiden Experten zwischen zwei Obergruppen: Den Makronährstoffen und den Mikronährstoffen.

Zu den Makronährstoffen, die zur Energiegewinnung benötigt werden, gehören

  • Eiweiße,
  • Fette und
  • Kohlenhydrate.

Von den Mikronährstoffen braucht der Körper nur geringere Mengen, sie sind aber dennoch essenziell für unser Immunsystem, Wachstum und Entwicklung, Zell- und Gewebeerneuerungen sowie Abwehr- und Reparaturvorgänge.  Sie sind also für den kompletten Stoffwechsel wichtig. Ohne Sie würde unser Körper nicht richtig funktionieren. Zu den Mikronährstoffen zählen

  • Vitamine,
  • Spurenelemente und
  • Mineralstoffe.

In folgendem gehen wir auf die einzelnen Nährstoffgruppen genauer ein und geben Ihnen Tipps, wie Sie Ihren Bedarf am besten füllen.

Eiweiß

Eiweiß steckt vor allem in Eiern, Fisch, magerem Fleisch sowie Hülsenfrüchten und Getreide und macht idealerweise circa 10 bis 15 Prozent der Nahrungsenergie aus. Um den Eiweißbedarf gut zu decken, empfiehlt es sich, die Hälfte der Lebensmittel aus tierischen und die andere Hälfte aus pflanzlichen Quellen zu beziehen. Eiweiß ist für den Körper, genauer für Muskulatur, Organe, Haut und Hormone sowie für die Enzymbildung unentbehrlich.

Während einer Tumortherapie ist oftmals ein erhöhter Bedarf an hochwertigen Eiweißen vorhanden.  Bei einem starken, durch die Therapie bedingtem Gewichtsverlust können Eiweiße dabei helfen, das Gewicht wieder zu stabilisieren und die Verdauungssäfte zu normalisieren. Ein gesunder Mensch braucht pro Tag zwischen 0,8 bi 1 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Während einer Krebstherapie kann die Menge jedoch zwischen 1 bis 1,2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht betragen.

Fette

Fett hat einen sehr hohen Energiegehalt und ist beispielsweise reichlich in Butter, Wurst, fettem Fleisch oder auch in Nüssen zu finden. Eine überwiegend fettreiche Ernährung führt schnell zu Übergewicht und kann somit ungesund für den Körper sein. Achten Sie daher nicht nur auf die Gesamtmenge der zugeführten Fette, sondern vor allem auf die Art des Fettes. Handelsübliche Nahrungsfette enthalten viele langkettige Fettsäuren und sind oftmals schlechter verwertbar. Bei einer vorliegenden Krebserkrankung in Kombination mit Gewichtsverlust ist es durchaus empfehlenswert, auf fettreichere Lebensmittel zurückzugreifen, um das Energielevel zu halten und die Gewichtsabnahme zu stoppen.

Gerade nach einer Darmoperation ist die Verdauung oftmals gestört und es können unter Umständen nicht alle Fette richtig verwertet werden. In solchen Fällen ist es hilfreich, die „ungesunden“ Fette durch sogenannte MCT-Fette zu ersetzen. Sie zählen zu den mittelkettigen Fetten und werden im Dünndarm besser und schneller verwertet. MCT-Fette sind in ihrer natürlichen Form zum Beispiel in Kokos- oder Palmkernöl enthalten.

Tipp: Stellen Sie die Fette erst nach und nach um. Ein schneller Wechsel von langkettigen Fetten zu MCT Fetten kann schnell zu Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder sogar Erbrechen führen. Ersetzen Sie täglich circa 10 Gramm der handelsüblichen Fette durch MCT Fette, um Ihren Körper auf die Umstellung vorzubereiten.

Kohlenhydrate/Ballaststoffe

Unter Kohlenhydraten versteht man verschiedene Zuckerverbindungen, die circa 50 Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen. Man findet Sie in Obst und Gemüse, Getreide, Nudeln aber auch in stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln sowie Süßigkeiten und Backwaren.

Ist der Darm noch intakt und wenig durch die Therapie beeinträchtigt, empfiehlt sich eine stärke- und ballaststoffreiche Kost. Spezielle Ballaststoffe werden im Darm zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt. Diese dienen der Darmschleimhaut als Schutzmantel. Zudem gelten Ballaststoffe als unverdauliche Nahrungsbestandteile, die die Verdauung anregen.

Wird der Darm allerdings durch eine Operation, Nebenwirkungen wie Durchfall oder eine Entzündung in seiner Funktion eingeschränkt, sollte der Darm nicht zusätzlich gereizt und belastet werden. Empfohlen wird in diesem Fall eine ballaststoffärmere Ernährung mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten. Achten Sie darauf, faserreiches, schwerer verdauliches Gemüse lieber zu meiden, und greifen Sie eher auf Gemüse wie rote Beete, Möhren oder Zucchini zurück.

Vitamine

Vitamine werden nicht oder nicht in ausreichender Menge im Körper hergestellt und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Daher sind Vitamine ein essenzieller Bestandteil der Nahrung und wichtig für die verschiedensten Stoffwechselfunktionen des Körpers. Einige Vitamine wirken unter anderem antioxidativ (zellschützend). Dazu gehören zum Beispiel:

  • Vitamin C,
  • Vitamin E und
  • beta-Karotin.

Die meisten Vitamine werden über die Darmschleimhaut aufgenommen, verwertet oder zum Weitertransport durch den Körper vorbereitet. Beispielsweise werden Vitamin B12 und Folsäure fast vollständig über die Dickdarmschleimhaut aufgenommen. Ist die Funktion der Schleimhaut durch eine Krebstherapie eingeschränkt oder fehlen diese Darmabschnitte, kann es zu einer Unterversorgung kommen. Lassen Sie die Vitaminkonzentrationen daher regelmäßig durch ein Blutbild bestimmen, um einem Mangel gegebenenfalls rechtzeitig zu erkennen und entgegenwirken zu können.

Da vor allem Vitamin B12 relativ lange in der Leber gespeichert wird entwickelt sich ein Mangel schleichend und langsam. Sprechen Sie Ihren Arzt also gerne auf regelmäßige Kontrollen an

Mineralstoffe

Mineralstoffe geben dem Körper zwar selbst keine Energie, dennoch sind Sie wichtig für den Stoffwechsel, die Zellen und Nervenbahnen sowie das Immunsystem. Man unterscheidet zwei Formen: Mengenelemente und Spurenelemente.

Mengenelemente werden in größerem Maße benötigt. Zu Ihnen zählen

  • Magnesium,
  • Calcium,
  • Natrium oder auch
  • Kalium.

Zu den Spurenelementen gehören Stoffe wie

  • Eisen,
  • Selen,
  • Mangan oder auch
  • Zink.

Grundsätzlich kann der Bedarf durch eine ausgewogene und vollwertige Ernährung gut gedeckt werden. Bei Belastungen, wie einer Krebstherapie kann es in einzelnen Fällen jedoch sinnvoll sein, entstehende Mängel auszugleichen. Hier können gezielt bestimmte Lebensmittel konsumiert oder Mineralstoffpräparate eingenommen werden.

Wichtig: Gleichen Sie vermutete Mängel bitte nur in Abstimmung mit Ihrem Arzt aus. Auch eine prophylaktische Einnahme von Einzelpräparaten zur Supplementierung sollte ohne ein genaues Blutbild und ein Arztgespräch nicht eingenommen werden. Gerade Spurenelemente können schnell überdosiert werden und dem Körper schaden. Ebenso sollte gerade während einer Therapie abgeklärt werden, ob die angedachten Präparat Einfluss auf die Wirksamkeit ihrer Medikamente haben könnten.


Quellen