Mangelzustände bei Krebs erkennen und beheben

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt um allgemein zur Senkung des Krebsrisikos eine Ernährung mit Vollkornprodukten, ballaststoffreichm Gemüse und vitaminreichm Obst. Mithilfe tierischer Lebensmittel soll zudem eine gute Versorgung mit B-Vitaminen und Eisen sichergestellt werden. Wird auf entsprechende Lebensmittel zurückgegriffen, sind keine Mängelzustände zu erwarten – das gilt auch für Krebspatienten. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in unserem Artikel „Gute Ernährung während der Krebstherapie“.

Häufig ist der Griff zum Nahrungsergänzungsmittelregal jedoch einfacher, als frische Lebensmittel schonend zuzubereiten. In manchen Fällen wie einer veganen Ernährungsweise ist es zudem praktisch unvermeidlich, Nahrungsergänzungsmittel zu substituieren, zum Beispiel im Fall von Vitamin B12.

Gut zu wissen

Patienten erkennen Mikronährstoffmängel häufig aufgrund von Schwächegefühl, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Haar- und Nagelveränderungen.

Einen echten Mangel kann jedoch nur das Blutbild beim Arzt bestätigen, welcher die Unterversorgung anschließend mit entsprechenden Präparaten behandeln wird.

Von Mangelbeseitigungen ist drigend abzuraten. Zumindest sollte der behandelnde Arzt in Kenntnis gesetzt werden, um die Präparate gemeinsam zu besprechen. Denn es gibt nur allzu viele Fälle, in denen die Einnahme von Mikronährstoffen eher schadet als nützt.

Gehen Sie auf Ihr Praxisteam zu, wenn Sie das Gefühl haben, Sie könnten von einem Mangelzustand durch Erkrankung oder Therapie betroffen sein. Oftmals lassen sich Defizite leicht behandeln und so Ihr Wohlbefinden steigern.

Unterscheidung Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel

Wenn Sie nach Arztrücksprache selbst aktiv werden, lassen Sie sich nicht auf Allheilmittel und hochgepriesene Nahrungsergänzungsmittel (NEM) ein. Oft handelt es sich hierbei mehr um Schein als Sein. Denn durch unklare Deklarationen der Präparate, vor allem im Drogeriebereich, ist die Wirkstoffmenge höchst variabel. Grund dafür ist die behördliche Einordnung der NEM in Lebensmittel anstatt in Arzneimittel. Somit muss nur die Sicherheit des Produkts selbst, nicht aber die Sicherheit der Wirksamkeit erbracht werden.

Ein Arzneimittel dagegen muss festgelegte Kriterien hinsichtlich der Inhaltsstoffe nachweisen. Da diese Maßnahme bei Nahrungsergänzungsmitteln entfällt, und irreführende Bezeichnungen oder Versprechungen die Verpackung zieren können, fällt es dem Verbraucher schwer, hochwertige Mittel zu erkennen.

Nicht zu vergessen ist bei Nahrungsergänzungsmitteln auch das Interaktionspotenzial mit der Standardtherapie. Es kann zu Verstärkungen oder Abschwächungen der Wirkung von Arzneistoffen kommen. Johanniskrautpräparate beispielsweise sind in der Lage, die Wirksamkeit diverser Zytostatika zu verändern. Setzen Sie Ihr ärztliches Team unbedingt davon in Kenntnis, falls Sie bereits Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.

 

Mikronährstoffe, Vitamine & Spurenelemente im Überblick

In Folgendem geben wir Ihnen einen Überblick zu den wichtigsten Mikronährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen.

Vitamin D

Einen regelrechten Hype gibt es beim Thema Krebsprävention durch Vitamin-D-Präparate. Gleich drei Metaanalysen umfangreicher klinischer Studien bestätigen, dass die Sterblichkeit bei einer Gabe von Vitamin D um rund 13 Prozent sinkt. Dabei ist nicht nur bei Krebspatienten, sondern auch in der allgemeinen Bevölkerung ein Mangel weit verbreitet, da Vitamin D in nennenswerten Mengen nur durch Sonnenlicht in der Haut produziert wird.

Der Krebsinformationsdienst empfiehlt daher grundsätzlich, sich bei Sonnenschein zwei- bis dreimal pro Woche für circa zwölf Minuten im Freien aufzuhalten, wobei Arme und Beine unbedeckt und ohne Sonnenschutz sein sollten.

Für Krebspatienten ist das jedoch oft schwierig. Chemotherapie und Strahlentherapie können zu einer erhöhten Lichtempfindlichkeit der Haut führen. Achten Sie daher in solch einem Fall auf ausreichenden UV-Schutz. Gerne beraten wir Sie zu für Sie passenden Produkten aus unserer Online-Apotheke.

Vitamin-D-Präparate

Eine zusätzliche Supplementierung von 1.000 Internationalen Einheiten (I.E.) Vitamin D wird sogar ohne vorherige Bestimmung des Blutspiegels als unbedenklich empfohlen, da eine Überdosierung nicht zu erwarten ist. Ein geeignetes Präparat ist beispielsweise Dekristol 1000 I.E.  

Darüberhinaus zeigte die Gabe von Vitamin D nicht nur zur Vorbeugung, sondern auch während der Therapie in einigen Studien positive Effekte bei Muskel- und Gelenkbeschwerden. Ihr Ärzteteam wird daher stetig Ihren Vitamin-D-Spiegel kontrollieren und gegebenenfalls eine nötige Supplementierung einleiten, um knochenschädigende Wirkungen vorzubeugen, sowie Ihre Lebensqualität zu verbessern.

Vitamin B12

Bei Vitamin B12 handelt es sich um wasserlösliche Moleküle, die in Lebensmitteln wie

  • Eiern,
  • Milch und
  • fettem Seefisch

in nennenswerten Mengen vorkommen. Als essenzieller Baustein für Stoffwechselvorgänge der Körpers sowie die Blutbildung wird Vitamin B12 in der Leber gespeichert.

Ein Mangel bleibt häufig für lange Zeit unerkannt, da Symptome erst dann auftreten, wenn die Vorräte der Leber aufgebraucht sind. Aufnahmestörungen im Magen-Darm-Bereich, ein erhöhter Bedarf in Schwangerschaft und Stillzeit sowie eine vegane Ernährungsweise können einen solchen Mangel bedingen.

Auch ein hoher Alkoholkonsum kann dafür verantwortlich sein, wenn die Leber Schaden nimmt. Wichtig ist es dann, entsprechend auszugleichen. Prophylaktisch angewendet wird Vitamin B12 in Kombination mit Folsäure bei einer Pemetrexed-Therapie, um die Nebenwirkungen zu mindern.

Selen

Viel hilft nicht immer viel, so auch im Falle von Selen. Als lebensnotwendiges Spurenelement, das unter anderem in Paranüssen vorkommt, spielt es bei der Krebsvorbeugung eine große Rolle, da es in der Lage ist, Giftstoffe abzubauen. Es werden hemmende Effekte auf das Wachstum von Krebszellen und eine Wirkverstärkung von Strahlen- sowie Chemotherapie diskutiert. Patienten, die eine Strahlentherapie des Beckens erhielten und einen nachgewiesenermaßen Mangel aufwiesen, profitierten in einer Studie von einer Substitution – zum einen, was die Verminderung von Durchfällen angeht, zum anderen, was den Schutz der gesunden Darmschleimhaut betrifft.

Allerdings ist hier Vorsicht geboten: All diese Aussagen gelten ausschließlich bei einer Unterversorgung mit Selen. Eine Überversorgung an Selen kann aufgrund des kleinen Bereichs zwischen optimaler Zufuhr und zu hoher Aufnahme schnell erreicht werden (sogenante Selenose) und zu Vergiftungserscheinungen wie extrem starker Übelkeit und wässrigem Durchfall, im späteren Verlauf zu Hautausschlägen, Haarausfall und Verlust der Finger- und Fußnägel führen.

Oft wird Selen auch als Wundermittel für Haar- und Nagelproblemen angepriesen. Seien Sie sich bewusst, dass während Ihrer Therapie Haar- und Nagelveränderungen auftreten, die Sie nicht mittels hochdosiertem Selen bekämpfen können. Zudem müssen bei einer Supplementierung organische (z.B. Selenhefe) von anorganischen Präparaten (z.B. Natriumselenit) unterschieden werden, denn diese werden unterschiedlich vom Körper aufgenommen.

Vitamin E

Bei Vitamin E handelt es sich um fettlösliche Substanzen, die vor allem in

  • Pflanzenölen,
  • Weizenkeimen,
  • Eiern und
  • Nüssen

zu finden sind. Antioxidanzien (dazu gehört auch Vitamin E) sollen freie Radikale abfangen und werden damit sowohl in der Krebsprävention, als auch während der Krebstherapie beworben. In verschiedenen Studien wurden neuroprotektive Eigenschaften von Vitamin E im Rahmen einer Cisplatintherapie untersucht. Auch der Einfluss auf Neuerkrankungen bezüglich Prostata-, Lungen, Kolorektal- und anderen Krebsarten wird vielfach erforscht. In Summe war die Hochdosis-Vitamin E-Gruppe der Placebogruppe nicht überlegen. Die Supplementierung von hochdosiertem Vitamin E in Form von Nahrungsergänzungsmitteln kann daher nicht empfohlen werden.

Tipp: Der aktuellen Datenlage nach wirkt sich das Spülen (nicht Schlucken!) der Mundschleimhaut mit pflanzlichen Ölen, die Vitamin D enthalten, positiv auf eine bestehende Mukositis (Mundschleimhautentzündung) aus.

Vitamin C

Vitamin C spielt als Antioxidans für unseren Körper eine wichtige Rolle und wird allein durch unsere Nahrung aufgenommen. Reich an dem Mikronährstoff sind nicht nur diverse Zitrusfrüchte, sondern auch

  • Brokkoli,
  • Tomaten,
  • Spinat und
  • Kartoffeln.

Die empfohlene Versorgung pro Tag von 95 bis 110 mg je nach Alter und Geschlecht wird in Industriestaaten in der Regel durch die tägliche Nahrungschnell erreicht.

Vitamin C wird nicht nur zur Infektionsvorbeugung benötigt, sondern hilft auch bei einer schlechten Wundheilung. Diese zwei Aspekte machen es auch für die supportive Therapie in der Krebsbehandlung interessant, denn während einer Chemotherapie kann der Vitamin-C-Spiegel erniedrigt sein.

In den 1970er Jahren gab es erste Überlegungen zu Vitamin-C-Hochdosistherapien und ihrem Nutzen für Tumorleiden. Bis heute wird diese Therapie kontrovers diskutiert. Obwohl bei einigen Experimenten mit Mäusen eine deutliche Verringerung von Tumorzellen beobachtet werden konnte, ist eine Übertragung auf den Menschen durch unzureichende Datenlage nicht möglich. Auf die Lebensqualität hat die Hochdosistherapie bisher einen positiven Einfluss gezeigt, das Überleben konnte allein durch die Vitamingabe jedoch nicht verlängert werden. Eine gleichzeitige Gabe während der Chemo- oder Strahlentherapie wird von verschiedenen Leitlinien abgelehnt, da die Wechselwirkungsgefahr zu groß ist. Bei Patienten mit Nierenproblemen oder Eisenspeichererkrankungen ist von einer zusätzlichen Vitamin-C-Supplementierung komplett abzuraten.

Beachten Sie: Falls Sie sich für eine Hochdosistherapie mit Vitamin C entscheiden, seien Sie sich bewusst, dass eine alleinige Gabe Ihren Tumorprogress nicht verhindern wird. Die Therapie kann Ihr Wohlbefinden stärken, es existieren aber noch zu wenige klinische Untersuchungen zur Wirksamkeit.

Aprikosenkerne

Informiert man sich zum Thema naturheilkundliche Behandlung von Krebs, stoßen Sie unweigerlich auf Aprikosenkerne. Hintergrund ist, dass der Inhaltsstoff Amygdalin, auch unter dem Namen „Vitamin B17“ bekannt, teilweise als vermeintlich tumorhemmende Substanz beworben wird.

Der aktuellen Datenlage nach kann eine tumorzellhemmende Wirkung allerdings nicht belegt werden – ganz im Gegenteil zeigten sich bei einigen Patienten Vergiftungssymptome. Insbesondere bei einer hohen Aufnahme von Amygdalin kann eine Cyanidvergiftung hervorgerufen werden, die sich unter anderem mit Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie Hautentzündungen äußert. In schweren Fällen können Bewusstseinsstörungen, Luftnot, Koma eintreten – im schlimmsten Fall kommt es zum Tod.

Folglich rät die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) von Aprikosenkernen sowie anderen amygdalinhaltigen Substanzen ab.

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Quellen